Animal Crossing: Pocket Camp - Das müsst ihr wissen

Animal Crossing: Pocket Camp - Das müsst ihr wissen - Cover

Animal Crossing - Eine Simulations-Reihe, die seit ihren Anfängen Spieler mit einem eher ungewöhnlichen Konzept in ihrem Bann zieht: Als menschlicher Charakter in einer Welt voller Tiere kümmert man sich um eher alltägliche Dinge, sowie gewöhnliche Hobbys - Es wird Smalltalk betrieben, geangelt und hin und wieder an festlichen Aktivitäten teilgenommen. Das dieses Konzept schon immer gut funktionierte, zeigen die hohen Verkaufszahlen der Spiele - Regelmäßig zählen Animal Crossing Ableger zu den erfolgreichsten Spielen ihrer Plattform - und das obwohl das Phänomen Neueinsteigern schwer zu erklären ist. Das typische "Animal Crossing Feeling" verstehen nur diejenigen, die Erfahrungen aus erster Hand gesammelt haben.

Nun gelang der Reihe mit "Animal Crossing: Pocket Camp" sowohl der Sprung in den Bereich der mobile Apps, als auch in den "Free To Play"-Sektor. Während es Neueinsteigern nun leichter denn je fallen sollte, einen Blick zu riskieren, löst der Sprung in Richtung "Mobile App" zeitgleich verständliche Blicke der Besorgnis bei allen Fans der Reihe aus.

Zum Einen ist die Ankündigung eines Nintendo Switch-Ablegers seit langer Zeit ein Wunsch der Fangemeinde und zum anderen lässt der Begriff "Mobile Game" direkt Befürchtungen über ein abgespecketes Gameplay, sowie Mikro-Transaktionen aufkommen. Ob diese Befürchtungen zutreffen, kann man seit kurzer Zeit selbst herausfinden, denn "Animal Crossing: Pocket Camp" ist nun endlich mit deutschen Texten hierzulande verfügbar.

Bereits zu Beginn sieht man Pocket Camp klar an, dass sich am Spielkonzept etwas Grundlegendes geändert hat, denn im Gegensatz zu allen vorherigen Spielen der Reihe, befindet ist der Spieler nun nicht mehr in einer Stadt, sondern verwaltet einen Camping-Platz, woher auch der Name des Spiels resultiert. Damit einhergehend fällt natürlich auch der Gameplay-Loop der Hausverbesserung aus dem Spiel heraus, bzw. wurde dieser durch eine Alternative ersetzt. Schon seit dem japanischen N64 Original "Animal Forrest" musste der Spieler nämlich sein Haus beim Waschbären, bzw. Tanooki "Tom Nook" abbzahlen und immer wieder mit neuen Krediten sein Haus vergrößern. Mit steigenden Einnahmen wurde wiederrum der Laden von Tom Nook vergrößert, womit Spieler pro Tag mehr Gegenstände für ihr trautes Heim erwerben konnten. Dieses Element wurde nun vollständig ersetzt - Im Gegensatz zur Hausverwaltung steht nun die Verwaltung des Camping-Platzes im Vordergrund. Dieses neue Gameplay-Element stellt jedoch keinesfalls nur eine Vereinfachung dar - Vielmehr kristallisiert sich ein neuer Fokus heraus, der eigene, interessante Möglichkeiten mit sich bringt.

Bereits mit New Leaf wurde das Gameplay um Verwaltung-Aspekte erweitert. Als Bügermeister der Stadt kümmerte man sich um Stadtverschönerungen, sowie Brücken und wichtige Gebäude. Ein weiteres, bedeutendes Element, das seit den Anfängen von Animal Crossing vertreten ist, stellt zudem das Umziehen von Bewohnern dar. In den älteren Spielen konnten sich in der Stadt des Spielers 8 zufällige Bewohner niederlassen - Später wurde diese Anzahl auf 10 Bewohner erweitert. Dabei unterschieden sich die Charaktere zudem stark in ihren Interessen und Verhaltensweisen und hatten ihr persönliches Empfinden von bestimmten Stilen. Mit ihren eigenen Häusern gab es für Spieler also viel zu entdecken und insbesondere das Beibehalten der favoritisierten Bewohner stellte ein zentrales Ziel dar.

Auch mit Pocket Camp spielen Bewohner wieder eine wichtige Rolle, allerdings gehen das Umziehen, sowie die Verschönerungen nun mehr Hand in Hand. Damit bestimmte Bewohner sich auf dem Zeltplatz niederlassen, muss der Platz nämlich Elemente enthalten, die dem Stil dieser Charaktere entsprechen. Dabei unterscheidet das Spiel zwischen "natürlichen", "putzigen", "coolen" und "sportlichen" Stilen - Einen dieser Stile wählt man zudem zu Beginn des Spiels, um die Grundausstattung des Zelt-Platzes festzulegen - Einen großen Effekt auf den Start hat dies jedoch nicht. Damit passende Elemente platziert werden können, müssen diese entweder am Markt erworben, oder via "B&B" gecrafted werden. Über den Menüpunkt "B&B" kann der Spieler auf zahlreiche herstellbare Möbel und später auch Gebäude zurückgreifen, die anschließend über einen Echtzeit-basierten Timer von Björn dem Alpaka hergestellt werden. Ist der Timer abgeloffen, so können die neuen Objekte frei am Zeltplatz aufgestellt werden. Glücklicherweise sind die gestalterischen Freiheiten, sowie die komfortable Steuerung dabei stark an "Happy Home Designer" angelehnt. Ein Spiel, welches den Fokus komplett auf die Gestaltung von Häusern legte.

Neben den gestalterischen Freiheiten am Zeltplatz selbst, kann der Spieler über die Landkarte zahlreiche weitere Gebiete aufsuchen: Im Windwäldchen lassen sich verschiedenste Obstsorten ernten, an der Salzwasserküste allerlei Meerestiere angeln, an der Sonneninsel diverse Insekten sammeln, sowie am Blinkerbach Süßwasserfische fangen.

All diese Gebiete haben zudem gemeinsam, dass sich dort pro Tag zufällig potentielle Bewohner für euren Zeltplatz aufhalten können. Hier gilt es, Eindruck zu schinden und den Besuchern diverse Aufgaben abzunehmen, die sich meist auf das Sammeln von Gegenständen beschränken. Sind die Aufgaben erfüllt und wurde mit den Besuchern gesprochen, steigt der Freundschaftslevel der Besucher und gleichzeitig auch der Level des Spielers. Mit diesen diversen Level-Arten geht auch der spielerische Fortschritt einher: Zum Einen wird jedes Level-Up mit Sternis, Materialen und der Freischaltung neuer Einrichtungsgegenstände bei B&B belohnt, zum Anderen ist der Freundschafts-Level bei Besuchern wichtig, um einzigartige Gegenstände freizuschalten. So gibt es z. B. von jedem Bewohner ein Foto, das man erst mit Erreichen von Level 20 freischaltet. Darüber hinaus sind Bewohner in Pocket Camp jedoch hauptsächlich zum Sammeln da. Auch das Risiko, dass ein Bewohner wegziehen könnte, besteht in Animal Crossing Pocket Camp nicht länger - Die 8 Bewohnerplätze auf dem Zeltplatz sind fest zugeordnet. Zwar könnt ihr eure Bewohner manuell wegschicken, doch in eurem Bewohner-Index bleiben diese erhalten und können jederzeit wieder eingeladen werden. Somit kann man Bewohner beliebig austauschen und sich nun ganz ohne Zufalls-Faktor die persönlichen Favoriten organisieren.

Abseits der Bewohner ist auch der Multiplayer-Aspekt ein wichtiger Faktor, welcher ab Wild World von den Entwicklern ausgebaut, und mit New Leaf durch eine Insel voller Minispiele sinnvoll erweitert wurde. Doch hier kann Pocket Camp leider nicht mit den Vorgängern mithalten - Zwar kann man sich die Campingplätze anderer Spieler ansehen und diese auch bewerten, jedoch ist keinerlei Interaktion mit anderen Spielern möglich. Gelegentlich erscheinen statische Ebenbilder andere Spieler in der eigenen Region - Spricht man diese an, so betritt man deren Zeltplatz. Jeder Spieler kann dabei einen Basar erstellen, wo dieser Waren zu beliebigen Preisen verkaufen kann - Doch das ist bereits das Maximum, was man an Interaktion mit anderen Spielern erwarten darf. Hier wäre mehr wünschenswert gewesen. Neben den bereits erwähnten 4 Orten der Natur, die dem Sammeln von Gegenständen dienen, sowie dem Markt gibt es noch zwei weitere Orte, welche über die Landkarte erreicht werden können.

Bei "OK Motors" wird es dem Spieler ermöglicht, sein Wohnmobil umlackieren, oder vergrößern zu lassen. Das mag zunächst wenig beeindruckend erscheinen, jedoch verbergen sich im Wohnmobil mehrere Funktionen in neuem Gewand, welche fest zu Animal Crossing gehören. Vergrößert der Spieler z. B. das Wohnmobil, so nimmt er damit einen "Krähdit" auf, ähnlich wie damals, als Tom Nook dafür zuständig war. Der klassische Gameplay-Loop wurde also auf das Wohnmobil verlagert und ist nun nicht länger das zentrale Ziel. Auch der Innenraum des Wohnmobils lässt sich ganz individuell einrichten und bietet damit Platz für einen persönlichen Rückzugsort fernab des Zeltplatzes.

Der letzte Ort der Landkarte - die Schaufelgrube bietet dem Spieler ein weiteres Minispiel. Hier können Materialien und Sternis verdient werden, indem mit der Schaufel Felsen zertrümmert werden. Um sich jedoch Zutritt zu verschaffen, müssen entweder 5 Freunde um Hilfe gebittet werden, oder man investiert 20 sogenannte "Blatt Bons" - Das ist die Ingame-Währung für Pocket Camp, welche mit Echtgeld bezahlt werden kann.

Blatt Bons werden nicht nur für dieses Minispiel verwendet, sondern finden bei zahlreichen Aktionen Gebrauch. So gibt es nun z. B. neben der Angel auch Fischernetze, die für Blatt Bons erworben werden können - über diese Netze können zahlreiche Fische auf einmal geangelt werden. Ebenso lassen sich die Bons bei B&B verwenden, damit die zeitbasierten Aktionen sofort beendet werden können. Damit greift die Ingame-Währung also in eine zentrale Ressource des Spiels ein - Nämlich die nötige Spielzeit. Darüber hinaus gibt es jedoch auch hin und wieder spezielle "Event-Items", welche ausschließlich über Blatt-Bons erworben werden können, was sich als größeres Problem entpuppt. So gibt es aktuell z. B. zwei Stühle bei B&B, die für jeweils 250 Blatt Bons erworben werden können. Doch 20 Blatt-Bons kosten bereits 1,09€. Sprich, für einen (!) besonderen Event-Stuhl muss der Spieler umgerechnet fast 14€ auf den Tisch legen - Eine Unsumme, die in keiner Relation steht.

Zwar werden diese besonderen Items nicht benötigt, jedoch ist das Sammeln ein wichtiger Aspekt des Gameplays bei Animal Crossing Spielen. Dieser Aspekt wiederrum ist bei Pocket  Camp etwas kompakter gehalten. Aktuell gibt es nur rund 300 Einrichtungsgegenstände, sowie 163 Kleidungsstücke. Man kann jedoch damit rechnen, dass ähnlich wie bei Miitomo, oder Fire Emblem Heroes regelmäßig neue Inhalte dazu kommen werden. Technisch wurde Pocket Camp ausgezeichnet umgesetzt und das typische Animal Crossing Gefühl kommt auch bei dieser Mobile App wieder voll zur Geltung. Grafisch wirkt Pocket Camp wie ein hochauflösenderes New Leaf und auch die gewohnte, sanfte Ambient Musik hält in Pocket Camp wieder Einzug. Lediglich die Ladezeiten beim Wechsel auf der Landkarte, sowie dem Entgegennehmen von Belohnungen fallen noch etwas zu hoch aus.

 

Animal Crossing Pocket Camp ist eine klare Empfehlung für alle Menschen, die Animal Crossing mögen und ähnlich entspanntes Gameplay nun auch auf dem Smartphone dabei haben möchten. Es bleibt den Kern-Elementen der Reihe treu, wirkt dabei aber dennoch erfrischend. Auch interessierte Neueinsteiger sollten einen Blick riskieren - Zwar bietet Animal Crossing New Leaf mit all seinen Inhalten definitiv ein besseres Erlebnis - Insbesondere, wenn man Co-Op Aspekte schätzt, jedoch bietet Pocket Camp ein detailgetreues, wenn auch etwas abgespecktes Animal Crossing Erlebnis, ohne dabei etwas zu kosten. Nichtsdestotrotz halten auch hier fragwürdige Mikro-Transaktionen in Form der "Blatt-Bons" ihren Einzug - Das ist eine völlig normale Praktik bei kostenlosen Mobile Apps, doch spätestens, wenn Spieler mehrere Euro für einen besonderen Gegenstand ausgeben müssen, gilt es kritisch zu sein - Nicht zuletzt handelt es sich bei Animal Crossing um eine kinderfreundliche Reihe. Dementsprechend sollten insbesondere Eltern vorsichtig sein, wenn ihre Kinder jemals Geld für Pocket Camp ausgeben möchten.