Die Säulen der Erde - Buch 2 - Das müsst ihr wissen

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Die Säulen der Erde - Bereits am 15. August durften Spieler das erste Buch von Daedalics neuestem Werk spielen, welches ganz den Trends folgend abschnittsweise, also im Episodenformat, veröffentlicht wird. Das Grundkonzept hinter dem Spiel wirkt dabei vielversprechend - Das Buch eines berühmten Autoren trifft auf ein Studio, dass sich durch Adventures wie Deponia, Edna bricht aus und vielen weiteren Titeln einen Namen gemacht hat. Dennoch bezeichnet Daedalic selbst ihren neuesten Titel als "interaktiven Roman" - Ein Konzept, dass bereits mit Buch I deutliche Stärken, aber auch Schwächen zu verzeichnen hatte. So glänzte das erste Buch - Aus der Asche - mit seiner realistischen Erzählart, die dank ordentlichem narrative und sound-Design vollends überzeugen konnte. Gleichzeitig bot das Spiel bisher jedoch nur klassisches Point & Click Gameplay, das durch keinerlei Innovation bestach. Dementsprechend wirft Buch 2 die Frage auf, ob sich an diesen Punkten etwas verändert hat - Doch zunächst sehen wir uns an, was "Die Säulen der Erde" eigentlich konkret bietet.

Das Spiel basiert auf dem gleichnamigen Buch "The Pillars of the Earth", welches vom berühmten britischen Schriftsteller Ken Follet 1990 in Romanform veröffentlicht wurde. Es entstanden sowohl Hörbuch-Versionen, als auch eine Verfilmung des Werkes.

Geschichtlich spielt "Die Säulen der Erde" dabei im 12. Jahrhundert am fiktiven, südenglischen Ort Kingsbridge. Zusammen mit dem Steinmetzen Tom Builder, möchte Philip - Der Prior des Klosters aus Kingsbridge eine prächtige Kathedrale errichten. Zeitgleich drohen der Bevölkerung in der Region zahlreiche Gefahren aufgrund eines Erbfolgekrieges zwischen Stephan von Blois und seiner Cousine Mathilda. Sie ist die leibliche Tochter des mittlerweile verstorbenen König Heinrich I. von England. Neben diesen Schlüsselfiguren betreten auch andere Charaktere wie Aliena - Die Tochter des ehemaligen Grafen Bartholomäus von Shiring, oder der im Wald mit seiner Mutter aufgezogene Junge Jack die Bühne. Im Laufe des Werkes werden zahlreiche Intrigen geschmiedet, die zur mittelalterlichen Atmospähre passen - Gewalt und typische Probleme der Zeit wie Armut, Krankheiten und Religion werden realistisch und detailiert beschrieben. Insbsondere die Architektur der Romanik, sowie Gothik spielen eine entscheidende Rolle. Typische Stilelemente und Bautechniken für Spitzbögen oder Kreuzgewölbe werden für einen Roman ungewöhnlich detailliert beschrieben - Wohl auch, um die Rolle des Protagonisten Tom Builder so detailgetreu wie möglich zu beschreiben.

Nun jedoch zurück in die Gegenwart, denn genau dieses Werk bietet den kompletten erzählerischen Bauplan für Daedlics Spiel. So akkurat wie möglich soll das Spiel dabei an die Romanvorlage angelehnt sein. Das bedeutet jedoch auch, dass der Ausgang der Geschichte nicht zuletzt unbeinflusst bleiben soll - Lediglich die Schicksale der Nebencharaktere können Spieler innerhalb der Handlung aktiv beeinflussen. War der Einstieg mit Buch I noch mitunter etwas schwierig, da der Spieler ohne große Erklärungen direkt mit dem Handlungsstrang konfrontiert wurde und die Fülle an Charakteren gerade zu Beginn überwältigend war, besteht dieses Problem mit Buch II nicht weiter - Es knüpft nahtlos direkt mit Protagonisten an, die im ersten Buch bereits eine Rolle spielten. In diesem Fall schlüpft der Spieler hauptsächlich in die Rollen von Aliena, als auch Jack. Gleich zu Beginn steht eine Flucht an: Aliena und ihr Bruder müssen sich aus den Händen des brutalen William Hamleigh befreien. Dabei gilt es, klug zusammenzuarbeiten um z. B. Fesseln zu lösen, oder später mit dem Pferd zu fliehen. Neu ist nun die Fortbewegung auf einer Karte, bei der es zu Zwischenfällen kommen kann. Sollen wir beispielsweise einer Frau vertrauen, die uns ihre Hilfe anbietet, oder eher schnell auf unser Ziel zusteuern? Durch solche Elemente gewinnt die Handlung im zweiten Buch etwas an Spannung, jedoch könnten die Entscheidungen gameplaytechnisch eleganter gelöst werden - Meist klickt sich der Spieler nur durch die Auswahlmöglichkeiten und spürt von den Folgen nur kurzfristig etwas - Auf die weitere Handlung sind die Effekte entweder sehr gering oder gar nicht vorhanden.

An Rätseln oder Kombinationen hat sich ebenso nicht viel verändert: Auch mit Buch II sind Interaktionen abseits vom simplen Klicken nicht vorhanden - Hin und wieder gibt es kurze Reaktionstests, die das Gameplay jedoch nicht großartig bereichern und sämtliche Aktionen, welche ein Kombinieren von Gegenständen erfordern sind leicht vorhersehbar. Hier wäre mehr möglich gewesen, selbst wenn man berücksichtigt, dass sich Daedalic streng an die Buchvorlage halten möchte.

Doch genau das ist der springende Punkt: Da es sich um einen interaktiven Roman handelt, soll vor allem die Narrative glänzen und hier kann sich auch Buch II sehen lassen - Nicht nur die Vertonung ist auf sehr hohem Niveau, auch das generelle Sound-Design weiß zu gefallen. Man kann die mittelalterliche Atmosphäre jederzeit spüren und dies wird auch grafisch untermalt: Mit zahlreichen aufwendigen Hintergründen, sowie sauberen Animationen ist auch für das Auge einiges geboten. Insbesondere die Brutalität des Mittelalters wird dabei beeindruckend realistisch inszeniert - Der Spieler darf sich auf zahlreiche Situationen einstellen, bei denen man blutige Taten zu sehen bekommt, oder schlicht und ergreifend Krankheiten und Elend. Ein netter Kontrast zu zahlreichen modernen Fantasy-Werken, bei denen die realistische Darstellung abseits der Fiktion eher untergeht.

Schlussendlich besticht "Die Säulen der Erde" vor allem mit der herausragenden Gestaltung der Erzählung. Die Geschichte wirkt dank entsprechender audiovisueller Gestaltung bereits nach kurzer Zeit sehr spannend und kann diese Spannung auf die Spielzeit aufrecht erhalten. Fans der Bücher dürfen sich zudem über eine akkurate Umsetzung in Spielform freuen. Dennoch ist das auch das größte Problem von "Die Säulen der Erde": Denn abseits der Erzählung bietet das Spiel leider zu wenig. Rätsel die zum Nachdenken anregen. Auch spielerische Abwechslung sucht man vergebens. Fehlende Action sorgt für ein sehr entspanntes, aber auch seichtes Gameplay. Mag man jedoch Geschichten, die sich das Mittelalter zur Vorlage nehmen, wird man von "Die Säulen der Erde" garantiert nicht enttäuscht - Selten wird die raue Atmosphäre so gut in Spieleform eingefangen.