Drawn to Death - Review

Drawn to Death - Review - Cover

Als Schüler hat man es schon nicht leicht. Andauernd ist man gefordert und muss auch noch aufpassen, was vorne am Pult so vor sich geht. Was passiert, wenn man das nicht tut, zeigt das neueste Werk vom „Twisted Metal“ Entwickler David Jaffe. Der ist nämlich für „Drawn to Death“ verantwortlich. Jaffe hat sich nämlich die Skizzen von Schülern zum Vorbild genommen, die während des Unterrichts lieber alles mögliche machen, außer aufzupassen. Dabei heraus kam ein optisch sehr unkonventioneller Arena Shooter in der Third Person Ansicht. Das klingt bizarr? Ist es auch.

In Drawn to Death übernehmt Ihr die Rolle über einen von sechs wählbaren Helden, die alle über verschiedene Fähigkeiten und Spezialangriffe verfügen. Diese sollen gegenüber einigen Charakteren Stärken, aber auch Schwächen haben. Die Entwickler peilen also ein „Schere, Stein Papier“ System an, bei dem es nicht nur auf können, sondern auch auf Charakterwahl und taktisches Vorgehen ankommt.

In Drawn to Death hat man die Möglichkeit aus einem der folgenden sechs Charaktere zu wählen:

„Johnny Savage“ zum Beispiel kann mit seiner Gitarre entweder ein Feld erzeugen, das nach kurzer Zeit alle Gegner töten kann, oder er schleudert eine Druckwelle nach vorne, die auf Knopfdruck einmalig Schaden verursachen kann. Zusätzlich hat Johnny die Möglichkeit sich in der Luft gezielt zu bewegen, indem er auf Knopfdruck Salti, sowie weite Sätze nach vorne oder zurück machen kann. Auch einen Sprungkick aus der Luft hat er im Repertoire. Solltet ihr doch mal wenig Leben haben, so aktiviert sich Jonnys Angriffsmodus und er kann noch stärker als sonst austeilen.

„Bronco“ dagegen kann sich auf Knopfdruck Unterstützung einer fliegenden Angriffsdrohne sichern. Diese kann gezielt einen anderen Gegner attackieren. Desweitern hat er die Möglichkeit bis zu drei gefallene Soldaten zurück zu beschwören, um einen Vorteil im Kampfgeschehen zu erlangen. Im Gegensatz zu Johnny Savage, ist Bronco am Boden besser aufgehoben. Das zeigt auch seine Fähigkeit am Boden schnell schlittern zu können. Zudem fällt es ihm von dort auch leichter seinen Super-Schlag zu aktivieren.

„Diabla Tyuana“ kann die Krone der Verdammnis auf Gegner werfen und beim zurückbeordern dieser aufs neue Schaden verursachen. Auch wenn dieser Angriff von anderen unterbrochen wird, indem sie Schaden nimmt. Getreu ihres Namens hat „Diabla“ auch einen Teufelsschwanz, mit dem sie in drei Angriffsstufen Schaden austeilen kann. „Normal“, „Stark“ und „Verheerend“ sind hier möglich. Ihre Spezialbewegung ist eigentlich keine. Stattdessen kann Sie sich hinknien, um mit ihrem nächsten Angriff doppelt so viel Schaden auszuteilen.

„Cyborgula“ hat Lenkraketen im Gepäck mit denen er mehr Schaden macht, je länger er einen Gegner damit anvisiert.  Außerdem kann er aus dem Flug heraus einen Gegner mehrmals treffen, oder mehrere Gegner hintereinander per Sturzflugangriff attackieren. „Cyborgula“ kann sich darüber hinaus auch komplett fliegend über das Schlachtfeld bewegen, vorausgesetzt er nimmt wenig Schaden. Dann ist diese Fähigkeit sozusagen nichtig. Solltet ihr mit diesem Charakter doch mal wenig Leben haben, könnt ihr mit einer Selbstzerstörung versuchen euren Gegner mit in den Tod zu reißen. Vorausgesetzt er bleibt im Radius der Selbstzerstörung.  

 

„Alan“ ist standardmäßig mit einer Kettensäge ausgestattet und kann diese auch nach Gegnern werfen. Sollte er jedoch verfehlen, muss er sie erst wieder aufsammeln. Genauso kann er explosionsartig damit auf mehrere Gegner losgehen, indem er mit der Kettensäge durch die Luft wirbelt. Auf Knopfdruck macht er sich zudem unsichtbar und heilt sich mit der Zeit automatisch. Dafür kann er aber keine Heil-Items, die auf den Maps verteilt sind, aufsammeln. Auch große Sprünge in die Luft sind mit „Alan“ möglich.

Der letzte Held im Bunde nennt sich „NinJaw“. Dieser kann mit seinem mitgeführten Anker Gegner an Bereiche der Map fesseln und sie anschließend mit selbigem attackieren. „NinJaw“ hat zudem die Fähigkeit einen Hai auf seinen Gegner loszulassen, um sich diesem zu entledigen.  Mit dabei hat er seine Harpune, mit der sich „NinJaw“ schnell über die Map bewegen kann. Aus diesem heraus können auch Gegner attackiert werden. Wandsprünge sind mit diesem Helden möglich, wie auch das Erkennen von Gegnern durch Verschanzungen hindurch.

Alle diese Charaktere spielen sich auf den ersten Blick allerdings gleich. Die feinen Unterschiede werden erst im Bezug auf die Spezialfähigkeiten klar. An dieser Stelle wendet sich „Drawn to Death“ also klar an fortgeschrittene sowie erfahrene Spieler, die versuchen tief in die Gameplaymechanik einzutauchen, um richtige, blitzschnelle Entscheidungen was die Gegnerwahl und die Bewegung über die Maps an geht zu treffen. Spieler, die an dem Meistern einer Gameplaymechanik keine Freude haben, und keine Bewegungsabläufe optimieren wollen, um immer bessere Ergebnisse zu erzielen, werden hier also ziemlich schnell außen vor gelassen, da sich das spiel auch keinerlei Mühe gibt euch bei der Stange zu halten, die auf Free to Play Mechaniken basierten Freischaltungen der Waffen und Skins ausgeklammert. Das zeigt das Spiel auch sehr deutlich mit seinem „Ranked“ Spielmodus. Hier bekommt ihr die vollen Erfahrungspunkte für euer Spiel und habt die Möglichkeit pro Sieg Sterne zu verdienen, mit denen ihr im „Turm“, dem Pendant zum Rang, aufsteigt. Vergleichbar ist diese Spielmechanik mit dem Ranked-Modus aus Blizzards „Overwatch oder Hearthstone, sowie dem Seasons Modus aus FIFA. Das Gameplay bleibt also komplett unangetastet, und die Motivation muss inhärent dem Gameplay entspringen.

Gespielt wird in Drawn to Death mit bis zu drei anderen, also maximal vier Spielern pro Karte auf bislang insgesamt sieben Karten. Jede ist solide bis gut Designt, und bietet Raum für spannende schlachten. Abwechslung bringen aber auch diese nicht wirklich. Die verfügbaren Modi sind: Team Deathmatch, „Free for All“, eine Abwandlung des „Herrschafts“ Spielmodus und ein Duell 1 VS 1.

Der abgewandelte Herrschafts-Modus, nennt sich „Organ Donor“ und ist das Herzstück des Spiels, da er am besten ins gewählte Setting passt und am meisten Abwechslung und Taktik abverlangt. Hier muss dem Gegner das Herz herausgerissen und dieses anschließend einem Succubus geopfert werden. Die daher auf diese – oft sogar beweglichen – Opferzonen konzentrierten Matches fordern überlegtes Handeln.

Das könnte man zwar auch von den anderen Modi behaupten, jedoch arten die Gefechte dort aufgrund des sehr schnellen Gameplays und der kleinen Karten in ein Chaos aus, in dem nicht selten auch die Übersicht verloren gehen kann. Zusätzlich sind auch die Item-Spawnraten so gering, sodass ein taktisches Gefecht mit anschließender Heilung nach einem Sieg so gut wie nie möglich ist.  Generell mangelt es „Drawn to Death“ vor allem an einem nicht: Verschenktem Potential. Das beginnt bei der beschränken Spieleranzahl, den wenigen Maps und vor allem dem kreativen Setting. Nach dem fantastischen Tutorial, in dem das Spiel bravourös zeigt, wie gut eine entsprechende Story hier hätte aussehen können, mutiert es schnell zu einem klassischen Arenashooterm, der nur mit seiner Optik und ein paar Gimmicks das Potential aufblitzen lässt, das hier hätte ausgeschöpft werden können.

Das Grundgerüst, auf dem das Spiel steht, ist aber nach wie vor solide. Ihr könnt euch mit einem Druck auf die Schultertasten schnell nach links oder rechts bewegen. Ansonsten bekommt ihr relativ klassische Third Person Shooter Kost auf kleinen Karten. Das Spiel ist und bleibt eben ein klassischer Arena-Shooter mit bis zu vier Spielern, also maximal 2 vs 2, der stilistisch in dem Notizbuch eines Schülers angesiedelt ist. Im Stile der Zeichnungen eines Schülers sind dementsprechend auch die Charaktere und Maps ausgestaltet.

Der größte Clou von Drawn to Death: Ihr habt die Möglichkeit einmal pro Kampf, passend zum Kontext des Spiels, auf einen „Künstler“, also eine riesige Hand von eben diesen Jugendlichen zurückzugreifen. Mit dieser habt Ihr die Möglichkeit Raketenangriffe, MG-Geschosse oder einen Schlag auf der Faust nach unten auszuüben. Während des Kampfes gegen eure Gegner könnt ihr außerdem verschiedene Power Ups, wie Leben oder eine Verkürzung der Abklingzeit eurer Spezialangriffe, aufsammeln.  Auch Waffen liegen auf der ganzen Karte verstreut und warten darauf von euch eingesammelt zu werden. Welche das sind, entscheidet ihr aber in der Lobby vor jedem Spiel. Hier habt ihr die Möglichkeit euch zwei Waffen auszusuchen, die ihr mit im Gepäck habt und zwei, die ihr aufsammeln könnt. Gespawnt wird anschließend mit einem „Sprung“ in das Notizbuch. Ihr schwebt für kurze Zeit über der Karte und könnt euch euren Spawnpunkt selbst aussuchen. Das bringt Taktik und hat uns gerade am Anfang sehr gut gefallen. Leider sind die Maps aber oft sehr klein, sodass es durchaus vorkommt, dass man trotz freier Spawnwahl direkt nach Einstieg unter Beschuss genommen wird. Waffen schaltet ihr mit sogenannten „Blutschlüsseln“ frei, die ihr für abgeschlossene Matches und Stufenaufstiege bekommt. So lassen sich unorthodoxe Dinge wie der „Faust-Bogen“ erst gegen den Aufwand von Schlüsseln ergattern. Auch eine „Mystery Box“ hat es ins Spiel geschafft. Ähnlich wie die verwandten Boxen aus Call of Duty und Overwatch bekommt Ihr hier pro Kiste zufällige, allerdings lediglich kosmetische Items. Diese Boxen können mit mehreren Levelaufstiegen erspielt, oder zu einem Vielfachen mehr für echtes Geld gekauft werden.

Bezüglich des Potentials eines Waffenprogressionssystems, erklärte David Jaffe: "Der einzig entscheidende Faktor soll das Können sein. Wenn du dieses Spiel seit einem Jahr spielst und ich komme und spiele auch und bin super in diesem Spiel, sollte der einzige Grund sein, warum du gewinnst die bessere Map-Kenntnis und deine Gedankenschnelligkeit sein. Niemals nur aufgrund besserer Waffen." Und bislang hat Jaffe Wort gehalten.

Abschließend bleibt zu sagen:

Drawn to Death ist Opfer seines eigenen Anspruchs und seines verschenkten Potentials. Es ist ein Third Person Shooter wie es hunderte da draußen gibt und macht viel zu wenig aus seinen kreative Ideen und seinem interessanten Setting. Außerdem mangelt es dem Titel auf lange Frist gesehen Massiv an Abwechslung. Für kurzweilige Runden macht man aber dennoch nichts verkehrt.

 

Wertung: 69

 

Erscheinungsdatum: 04.04.2017

Genre: Action / Shooter

Herausgeber: Sony Computer Entertainment

Entwickler: Bartlet Jones Supernatural Detective Agency / San Diego Studio