Fürs Leben üben in Spielen

Fürs Leben üben in Spielen - Cover

Mit der Achterbahn fahren, nach Korallen tauchen, unter Anleitung Sport treiben, in fremde Körper schlüpfen und Empathie trainieren. Das erlebte ist nicht echt, der Nervenkitzel schon!

Mit einem sogenannten Exzellenzcluster "Kognitive Interaktionstechnologie" liefert die Virtual Reality, kurz VR, bereits Hilfestellungen. So wird anhand eines virtuellen Avatars in einer Simulation vorwiegend sportliches Training und Krankengymnastik effizienter gefördert. Jede unsauber ausgeführte Kniebeuge und jedes Anzeichen eines Buckels bei den Übungen wird dem dem Proband sofort signalisiert.

Der Elektrohändler Saturn beschäftigt seit kurzem "Chief Digital Officers", die ihren Kunden ermöglichen sich ihre Einrichtung zusammenzustellen. Ikea experimentiert mit ähnlicher Technik und lässt Kunden bereits virtuell in ihrer Traumküche herumspazieren und probeweise eine Bratpfanne auf den Herd stellen. Das Massenphänomen schlechthin erlebten wir ohnehin schon im Sommer 2016, als zig Millionen Spieler in aller Welt den Pokemonstern hinterherjagte. Das war zwar keine VR-Technologie, doch die "Augmented Reality" gaukelte dies einem zumindest vor. Übersetzt bedeutet das so viel wie erweiterte Realität. Wartungsarbeiten können bald schon simuliert werden. Dabei werden dem Techniker einfach die Baupläne oder dergelichen in seiner Brille eingeblendet. Und auch zu Konferenzen müssen nichtmehr alle anwesend sein, da dies virtuell einfacher, schneller und effizienter erfolgt.

Doch nicht nur das sind Vorteile, wie eine Studie für Ärzte von der University of Florida zeigt. Vielen Medizinern wird ja nachgesagt, dass sie ihren Patienten nicht genügend Empathie entgegenbringen. Das soll sich nun ändern. Neben dem antworten auf Fragen zu den Symptomen des Erkrankten gibt es Möglichkeiten auf deren Ängste einzugehen wenn Fragen wie: "Wie ernst steht es um mich, was glauben Sie?" und "Ich mache mir solche Sorgen, Doktor." auftreten. Die "University of Illinois" geht sogar noch einen Schritt weiter und möchte die die Mediziner in die Rolle der Patienten versetzen. Mit einem Blick nach unten erblicken sie die greisen Hände von Manfred. Aber dem nicht genug. Sowohl das sehen und hören fällt ihnen schwer, als wenn sie sich in Manfreds Alter befänden.

Wie nehmen eigentlich Frauen und Männer ihren Körper dar? Besonders magersüchtigen Menschen, von denen bekannt ist, dass sie eine falsche Einschätzung ihres Körpers haben, können virtuelle Abbilder helfen. Durch die distanzierte Betrachtung sehen sie sich mit 5 oder mehr Kilos ohne sofort der Angst zu erliegen fett zu wirken. Bisherige therapeutische Ansätze verwendeten Zeichnungen der Magersüchtigen, die aber aufgrund der fehlenden Plastizität nicht immer die gewünschten Resultate erbringen konnten.

Work-Out im Wohnzimmer. Eine Wunschvorstellung, richtig? Denn wer hat schon Lust nach einem anstrengenden Arbeitstag erst mehrere Kilometer zu einem Fitnessstudio zu fahren und dafür auch noch Mitgliedsbeiträge zu zahlen? Doch was wie Zukunftsmusik klingt ist in Studien bereits Realität. Auf Hometrainern abzustrampeln ist generisch und langweilig, selbst wenn man währenddessen fern sieht. Aus dem Grund wird diese Bewegung auf das virtuelle Abbild projeziert, das einen Abhang herunterradelt. Nun, das ist jetzt noch immer nicht allzu spannend, wenn auch zumindest interessanter.

Für die Extraportion Motivation wird Konkurrenz wie in einem Rennen simuliert, weswegen man sich gleich mehr ins Zeug legt, der Trainingseffekt steigt und man sich dennoch nicht so ausgepowered fühlt wie mit herkömmlichen Trainingsmethoden. Eine weitere Motivation stellte die Gewichtszunahme des virtuellen alter Ego dar, sollte man faulenzen anstatt das Training zu bestreiten. Das ganze soll natürlich kein Ersatz für Bewegung in der Natur sein, sondern vielmehr als Unterstützung zum Fitnessaufbau angesehen werden.

Hmm... aber gibt es denn auch sowas wie einen virtuellen Modeberater? Natürlich. Auch hierbei wird ein virtuelles Abbild erstellt, das ihr beliebig ankleiden könnt ohne die Kleidungsstücke anprobiert zu haben. Das wirkt auf mich zwar eher wie eine Funktion für Faule, doch hilfreiches wird anhand einer Fehlerdetektion geliefert. Auf falsch geknöpfte Hemden oder einen nicht geschlossenen Hosenstall werden Anwender daher dezent hingewiesen.

Die spannenste Anwendung stellt für mich jedoch eine Studie von der "University of California" dar, die sich an Superman orientierten, um Menschen zu ermöglichen Verantwortungsbewusstsein zu entwickeln. Ihnen wurde buchstäblich die Fähigkeit verliehen durch die Stadt zu fliegen und Menschen zu helfen, indem sie beispielsweise einem zuckerkranken Jungen Insulin bringen sollten. Doch Kalifornien ist hierbei kein Vorreiter. In Barcelona wird virtuelles Training genutzt um Vorteile hellhäutiger Spanierinnen gegenüber dunkelhäutigen abzubauen. Das funktiniert genauso wie bei den medizinischen Studien mit Testperson Manfred.

Alterssicherung könnte so einfach sein, wenn sich rechtzeitig alle Gedanken dazu machen würden, denn die staatlich gedeckte Rente verdient ihren Namen schon lange nicht mehr. Ganz wie in dem Weihnachtsmärchen von Charles Dickens könnte VR die Rolle des Geists der Weihnacht übernehmen und uns zeigen, wie wir schlimmstenfalls verarmen, wenn wir keine Initiative ergreifen. Technisch wäre das leicht umzusetzen.