Sea of Thieves - Das müsst ihr wissen

Sea of Thieves - Das müsst ihr wissen - Cover

Sea of Thieves, ein Piratenabenteuer für Jedermann. Das „Jedermann“ ist dabei buschstäblich zu verstehen. Denn ihr sucht Schätze, handelt, plündert und kämpft entweder in einem Team von bis zu vier namenlosen Piraten, bildet ein Zweierteam, oder bevorzugt das erkunden auf eigene Faust. Je nach Wahl der Crewgröße erhaltet ihr ein größeres oder kleineres Schiff, das euch helfen wird die Meere zu bereisen. Ob für dieses Anpassungungsmöglichkeiten vorgesehen sind ist derzeit noch unklar. Sea of Thieves bietet euch eine sogenannte „Shared World“. Shared World bedeutet einfach, dass ihr euch mit anderen Spielern die Welt teilt und mit ihnen konkurriert. Theoretisch könnte man auch mit anderen Crews zusammenarbeiten, das brigt aber die Gefahr überfallen und ausgeraubt zu werden. Des Weiteren trefft ihr nicht nur PC Spieler, sondern auch Xbox One Besitzer.

Ähnlich wie in anderen Survivalspielen arbeitet ihr innerhalb eurer Piratencrew zusammen, um eurem Ziel näher zu kommen, was ihr euch selbst setzt. Sea of Thieves baut dabei auf ein System, das erfahrenen und unerfahrenen Spielern ein gleiches Spielerlebnis bietet. Durch sogenannte „Voyages“, also Aufträge, die ihr beim Reisen mit dem Schiff erledigt, erkennt jeder den Fortschritt der Crewmitglieder. Die „Voyages“ sind dabei oftmals anders eingefärbt und erklären das Vorgehen in einem eingebundenen Textfeld. Bevor ihr zu eurem Abenteuer aufbrecht werden die „Voyages“ auf einen Tisch in der Kapitänskabine gelegt. Die teilnehmenden Seeräuber können dann per Dolch abstimmen. Dieser wird in die Nähe der „Voyages“ zum favorisierten Auftrag gesteckt. Bei Abschluss der „Voyages“ und dem Verkauf der dabei erbeuteten Schatzkisten werden die Belohnungen an alle Mitstreiter ausgezahlt.

Der Ablauf für eure Reisen ist dabei immer derselbe. Anker lichten, Segel hissen und in Windrichtung justieren. Der Kompass neben dem Steurrad dient der schnelleren Orientierung, als dafür ins Inventar zu wechseln. Damit ist der Ablauf erfreulich nah an der Realität und lehrreich, um den Spielern die Welt der Schiffahrt näherzubringen. Der Comiclook von Sea of Thieves verspricht einen Stil, der zu gefallen weiß. Gleißende Sonnenuntergänge, ein dynamischer Tag-Nacht Wechsel und Wettereffekte wie Stürme und dichter Nebel sind optische Leckerbissen.

Auf eurer Reise benötigt ihr verschiedenste Nutzgegenstände, die sich sowohl von Beginn an an Bord befinden, ihr diese aber auch auf den verschiedenen Inseln finden könnt. Darunter fallen Bananen, die der Lebenswiederherstelleung dienen. Mit Kanonenkugeln beladet ihr die Kanonen an Bord und attackiert damit andere Schiffe. Doch die Kanonen können nicht nur mit Kugeln beladen werden, sondern auch mit euch selbst. Somit könnt ihr euch schnell an Land oder an Board eines feindlichen Schiffes katapultieren. Mit Holzbretternrepariert ihr euer zerstörbares Schiff nach Einschlag feindlicher Kanonenkugeln oder dem Auflaufen auf ein Riff. Macht ihr das nicht, wird euer Schiff langsam untergehen. Doch selbst wenn euer Schiff kentert, ist das noch nicht das Ende. Wenn ihr von eurer Crew allein gelassen werdet, oder euer Schiff gesunken ist erscheint auf offener See eine Kreatur mit einer Fackel in der Hand, von der blauer Dunst aufsteigt. Mit ihr teleportiert ihr euch entweder zu eurem verloren gegangenen, oder einem neuen Schiff.

In eurem Inventar findet ihr weitere wichtige Gegenstände wie ein Fernglas zum frühzeitigen erspähen von Gefahren oder Schätzen. So kann es sein, dass euch auf eurem Weg ein Wrack begegnet, welches es auszukundschaften gilt, weil es seltene Schätze beherbergen kann. Die Schaufel benötigt ihr zum ausbuddeln von Schätzen, einen Kompass für die Orientierung, die Laterne zum leuchten im Dunkeln und die Uhr, um die Zeit im Auge zu behalten. Das ist besonders wichtig, wenn ihr für ein Unternehmen fristgerecht liefern müsst. Ein Grog darf natürlich nicht fehlen, wenn ihr euch auf Reisen, oder in der Bar so richtig die Kante geben wollt. Das Spiel vermittelt euch dabei sowohl optisch als auch akustisch einen betrunkenen Zustand. Achtet dabei aber darauf, wie viel ihr eurem Piraten zumuten wollt. Ab einer gewissen Menge muss sich dieser nämlich übergeben, was aber nur zur Belustigung dient. Ebenso wie das gemeinsame Musizieren mit Akkordeon und einer Drehleier. Ein Eimer hilft euch beim schöpfen von Wasser, das in euer Schiff gelaufen ist.

Im Spiel erwarten euch mehrere Unternehmen, die in den Außenposten zu finden sind. Dazu zählt das Schatzunternehmen, der Goldhamsterer, im englischen Gold Hoarder, das man besonders in der Beta ausführlich testen konnte. Bei diesem habt ihr gerade zu Beginn die Wahl zwischen drei verschieden schwierigen und aufwändigen Aufträgen, die eine bestimmte Menge an Gold kosten. Um den Spielern einen harmonischen Einstieg zu gewährleisten ist dabei ein Auftrag immer umsonst.

Die dadurch erhalteten Schatzkarten sind nicht immer klar deutbar und oft in Reimform verfasst. Es gilt dann, sie zu entschlüsseln und an der richtigen Stelle zu graben. Unterstützen können euch eure Kollegen durch das hochhalten der Karte, sodass ihr diese nicht selbst aufrufen müsst und euch auf die Entschlüsselung, bzw. auf das ausfindig machen des Schatzes konzentrieren könnt. Doch auch die traditionelleren Schatzkarten erfordern das Lokalisieren der richtigen Insel anhand der Form, dann markiert ihr diese auf der Karte unter Deck, merkt euch den Namen und die ungefähre Himmelsrichtung und segelt los. Das Handelsunternehmen erfordert dagegen eine ganz andere Vorgehensweise. Beispielweise bekommt ihr einen Lieferauftrag und müsst unter Zeitdruck seltene Tiere fangen, oder Schießpulver finden und dem Händler bringen, um die Belohnung abzukassieren. Das letzte vorgestellte Unternehmen nennt sich „Order of Souls“. Dabei müsst ihr die Magie von Skeletten gefallender Piraten sammeln. Somit werdet ihr hier am meisten für das Kämpfen belohnt. Bei allen Unternehmen baut man seinen Ruf auf, erhält bessere Belohnungen, schaltet optische Items wie goldene Gegenstände zur Individualisierung frei und wird laut Designdirector Mike Chapman zu einer Piratenlegende. Diese Belohnungen können dann bei den in der Beta verfügbaren Händlern erworben werden. Dazu zählen der Kleidungshändler und ein Werkzeug- und Waffenhändler.

 

Aus erzählerischer Sicht macht diese Vorgehensweise jedoch nur wenig Sinn. Was hält einen Räuber der See davon ab, sich das Gold, die Gegenstände und Schatzkarten nicht einfach mit Waffengewalt unter den Nagel zu reißen? Selbstverständlich muss eine Art Progression implementiert werden, aber dann doch bitte eine, die Sinn macht. Hätte ich zum Beispiel eine Frau, der ich Nahrung bringen muss, oder eine Gruppe, mit der ich mich zusammenschließen könnte, würde ich diesen eher Ressourcen abdrücken, als geldgierigen Händlern. So werde ich jedoch bei jeder Interaktion mit den Händlern aus der idyllischen Piratenwelt gerissen. Die bislang vorgestellten Gegnertypen sind verschiedene Arten von Skeletten. Auch das Wasser birgt Gefahren in Form von gefräßigen Haien. Die Skelette erwarten euch aber nicht nur auf einsamen Inseln, sondern auch an Forts, die ihr einnehmen könnt. Um euren Gegnern beizukommen nutzt ihr eine der drei von Beginn an zur Verfügung gestellten Waffen. Das sind ein Scharfschützengewehr, eine Pistole und ein Degen. Alle Schusswaffen haben jedoch nur 5 Kugeln im Lauf, bis ihr die Munition an einer Munitionsbox an Deck aufstockt. Weitere Waffen, wie die Schrotflinte, sind gegen Gold freischaltbar.

Das Kampfsystem funktioniert bei allen Schusswaffen gleich. Dabei zielt ihr entweder aus der Hüfte oder Kimme und Korn und drückt den Abzug. Einen merklichen Rückstoß oder dergleichen gibt es nicht. Mit dem Degen hingegen könnt ihr entweder einzeln, oder in Abfolge, dreimal in Folge zuschlagen. Nach der Schlagkombination muss sich der virtuelle Pirat jedoch kurz ausruhen. Um euch vor gegnerischen Hieben zu schützen, könnt ihr eure Schlagwaffe auch zum Blocken verwenden. Ein richtig parierter Schlag kann euch den  Vorteil verschaffen den Gegner unter die Erde zu bringen. Segnet ihr im Kampf mit einer anderen Crew das Zeitliche, finden ihr euch in einer Geisterfähre wieder. Nach kurzer Wartezeit werdet ihr jedoch wieder in die Welt der Lebenden entlassen und auf euer Schiff teleportiert, solange es noch fahrtüchtig ist. Am meisten Spaß hatte ich in Sea of Thieves, als ich mit meinen Kollegen zusammengearbeitet habe. Nach einer kurzen nonverbalen Kennenlernphase waren wir unzertrennlich. So halfen wir uns gegenseitig die Rätsel der Schatzkarten zu entschlüsseln, indem wir uns assisiterten und gemeinsam gegen fiese Skelette kämpften. Nach erfolgreichem Abschließen des Auftrags haben wir uns ordentlich einen hinter die Binde gekippt und musizierten. Solche aus dem Gameplay entstehenden, narrativen Erlebnisse mit der Echtspielerkomponente machen den Reiz an Sea of Thieves aus.

Allerdings blieben auch negative Erlebnisse nicht aus. So wurde ich durch Abstimmung der anderen Spieler ohne erkennbaren Grund in das Gefängnis geworfen. Ein andernmal erschwerte mir ein Kollege die Schatzsuche, weil er wiederholt unser Schiff an die Klippen fuhr und dadurch mit allen Schätzen versenkte. Nach ausgiebiger Testphase sehe ich mit gemischten Gefühlen in die Zukunft. Die Zusammenarbeit und das Erkunden macht Spaß, die Interaktion und das lösen der Schatzrätsel ist unterhaltsam und die Welt wirkt lebendig. Bietet die Welt jedoch auf Dauer genug Anreize zu weiteren Reisen aufzubrechen? Wird der Fortschritt durch Mikrotransaktionen beschleunigt? Wird es noch mehr Gegnertypen geben? Und welche Vorteile genießt man als Piratenlegende?

Mit den aktuell gebotenen Inhalten kann ich Sea of Thieves jedoch nicht empfehlen. Sollten aber noch Inhalte hinzukommen, wie mehr freischaltbare Objekte und Tätigkeiten, um sich die Zeit zu verteiben, ist es ein solider Titel für kooperative Schatzjagden.