Wargroove - Das müsst ihr wissen

Wargroove - Das müsst ihr wissen - Cover

Lange mussten Fans der Advance Wars Reihe auf ein Spiel mit ähnlichem Strategie Prinzip warten. Genauer gesagt 10 lange Jahre. Denn Nintendo hat keinen neuen Advance Wars Titel auf den Markt gebracht. Das Indie-Label Chucklefish nahm sich der Aufgabe an, einen geistigen Nachfolger zu Advance Wars zu kreieren. Doch kann es diesen Erwartungen auch gerecht werden?


Sieht man sich das Spiel im Detail an, sind die Parallelen zu Advance Wars nicht abzustreiten. Tatsächlich hat man nicht nur das Konzept übernommen, selbst grafisch kann man klar erkennen, woher die Inspiration kam - inklusive der groben Funktionen einzelner Einheitentypen. Neu ist jedoch das Fantasy-Szenario, welches sich von Nintendos Rundenstrategie-Reihe, die über ein modernes Setting verfügte, abheben kann.

Hierbei ist zu bedenken, dass es sich um klassische Rundenstrategie handelt und nicht um ein S-RPG. Wer also mit einer beeindruckenden Geschichte rechnet ist bei Wargroove am falschen Platz. Zwar gibt es eine umfangreiche Kampagne, sowie Gebiete, die genau beschrieben werden und zahlreiche Kommandanten, die sich allesamt voneinander abheben. Dennoch ist die Geschichte sehr einfach gehalten. Dafür hat die Art der Erzählung ihren eigenen Charme. Sowohl optisch als auch erzählerisch sind die Charaktere bewusst comichaft gestaltet und lockern die Atmosphäre etwas auf.

Wodurch sie aber besonders herausstechen, ist in ihrer Funktion als Kommandant. Jeder Kommandant vertritt eine bestimmte Fraktion, die allesamt die gleichen Einheitentypen mit sich bringen und nur anders aussehen. Das wurde bewusst so umgesetzt, um das Gameplay nicht zu kompliziert zu gestalten. Die Kommandanten bringen eigene Besonderheiten mit sich: Die Grooves. Diese speziellen Befehle laden sich mit fortschreitender Rundenzahl auf und können mächtige Kräfte entfalten. Für unsere Protagonistin Mercia ist das beispielsweise eine Heilung für Verbündete im näheren Umkreis. Auch sind Kommandanten besonders stark und können es dadurch mit den mächtigsten Feinden im Spiel aufnehmen, sofern diese angreifbar sind. Zum Ausgleich sind sie jedoch auch an die Siegesbedingungen geknüpft. Stirbt Euer Kommandant, bedeutet das eine Niederlage.

Generell gibt es keine zu starke Einheit in Wargroove. Jeder Einheitentyp bringt Stärken und Schwächen mit sich, auf die der Spieler im Verlauf achten muss. Ein typisches Schere-Stein-Papier-Prinzip. Ballisten, die z.B. 800 Gold kosten, können die mächtigen Drachen, welche satte 1250 Gold kosten, mit nur einem Treffer besiegen. Pikeniere besiegen Ritter und diese können wiederum aus großer Distanz einen Großteil an Infanterie ausschalten.

Das Management von Einheiten und Finanzen ist ein wesentlicher Aspekt, um effizient Siege zu erringen. Um Geld zu verdienen, kann der Spieler Dörfer einnehmen, welche jede Runde zusätzliche 100 Goldmünzen generieren. Außerdem lassen sich hier angeschwächte Einheiten heilen. Etwas schade ist jedoch, dass die Besetzung von Dörfern auch aus großen Distanzen, oder aus der Luft heraus durch Angriffe zunichte gemacht werden kann. Das macht es je nach Karte zu einem lästigen Unterfangen ein Dorf gegen den Feind zu verteidigen.

Dennoch wirkt alles fair ausbalanciert und ist weit entfernt vom Drama eines Megapanzers wie in Advance Wars Dual Strike. Sollte man dennoch an einer Stelle Probleme bekommen, oder das Spiel sogar als zu einfach empfinden, kann der Schwierigkeitsgrad im Menü jederzeit angepasst werden. Je nach Zugzahl werden zudem auch Ränge verteilt. Möglichst viele Missionen mit S-Rang abzuschließen kann also einen besonderen Anreiz bieten.

Leider ist der Beginn von Wargroove aufgrund der Tutorials etwas schwach. Hier wäre es gut gewesen dem Spieler etwas mehr zuzugestehen. Für erfahrene Strategie-Spieler können die langen Dialoge über Spielelemente abschreckend wirken. Sind sie jedoch überstanden, zeigt sich die volle Bandbreite an strategischen Möglichkeiten und das Spiel weiß durch seine Gestaltung der Karten und unterschiedlichen Gebiete zu gefallen. 

Sollte man nach der Kampagne noch nicht genug haben, kann man sich am Arcade oder Puzzle-Modus versuchen. In ersterem wählt der Spieler einen Kommandanten und muss mehrere Karten in Folge abschließen. Dafür gibt es drei Schwierigkeitsstufen. Im Puzzle-Modus hingegen geht es darum, ein bestimmtes Ziel zu erreichen, das sich vom typischen Vernichten von Festungen oder dem Besiegen von Kommandanten abhebt.

Auch einen Online-Modus mitsamt mächtigem Karteneditor hat das Spiel in petto. Der Karteneditor bietet Platz für Maps in einer Größe von bis zu 96x96 Feldern, lässt acht Fraktionen zu und bietet gestalterisch zahlreiche Möglichkeiten. Eigene Karten können online ähnlich wie bei der Wii-U Version von Mario Maker geteilt und mit bis zu vier Spielern gespielt werden. Zudem lassen sich eigene Kampagnen gestalten, die durch Cutscene + Event-Editor umfangreiche Möglichkeiten bieten. Man darf also gespannt sein, welche Geschichten von Spielern geschrieben werden.


Zusammengefasst erwartet euch ein flüssiges Spielerlebnis mit liebevoll gepixelten Animationen und einer bunten, aber dennoch schlichten Optik. Für Strategiespiele ist das kein schlechtes Design, denn das ermöglicht einen guten Überblick zu behalten. Rundenstrategie abseits von S-RPGs fokussiert sich mehr auf große Truppen und Gebäude, die eine Map schnell füllen würden. Typische Scharmützel sind zudem in kurzen Zeitabschnitten zu bewältigen. Auf Nintendos Switch ist eine Mission in Wargroove also ein netter Zeitvertreib für unterwegs. Der Soundtrack kann ebenso überzeugen, könnte jedoch mehr Variation vertragen. Die Tracks sind nicht besonders lang und wiederholen sich etwas zu schnell. Gerade für unterschiedliche Map-Settings wäre eine größere Vielfalt wünschenswert gewesen. Hier hat es sich also nach kurzer Zeit "ausgegroovt".


Insgesamt fallen die negativen Aspekte weniger stark ins Gewicht. Wer Advance Wars von früher kennt und etwas Vergleichbares sucht, dem sei Wargroove ans Herz gelegt. Fans von Strategiespielen sollten definitiv einen Blick riskieren. Das Spiel ist für 17 Euro auf dem PC, der Nintendo Switch und Xbox One erhältlich. Eine PS4 Version ist angekündigt, allerdings ist das Releasedatum noch unklar.