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Yooka-Laylee: And the impossible Lair - Das 2D-Mario auf das wir gewartet haben?

Yooka-Laylee: And the impossible Lair - Das 2D-Mario auf das wir gewartet haben? - Cover

Banjo Kazooie – Ein Name der bei zahlreichen Spielern großartige Erinnerungen weckt und ein Spieleserie die als 3D-Plattformer ein Genre abdeckt, das in den letzten Jahren etwas vernachlässigt wurde. Alleine Reaktionen auf Banjo Kazooies unerwarteten Auftritt in Smash Bros Ultimate zeigen deutlich: Die Fanbase ist auch heute noch groß. Vor zwei Jahren betrat mit Yooka-Laylee ein spriritueller Nachfolger die Bühne mit dem Versprechen genau das zu bieten, was Banjo Kazooie damals bot: Puristische 3D-Plattforming Action mit viel Sammelspaß. Es war wie ein Märchen, als ehemalige Rare-Entwickler sich unter dem Namen „Playtonic Games“ zusammenschlossen und nach nicht einmal einer Stunde ihr Kickstarter Projekt finanziert wurde. 2017 erschien es schließlich und die erwartungsvollen Fans konnten es kaum abwarten. Doch dem Versprechen folgte in Fachkreisen ein großer Schock: Die Umsetzung auf PS4 und xBox One war ein technisches Desaster und übergreifend war zudem die Kamera ein Element, das negativ ins Auge stach. Dennoch steckte das Spiel voller liebevoller Details und bot genau das, was versprochen wurde: Gameplay, das sich Banjo Kazooie zur Vorlage nimmt, ohne große Änderungen vorzunehmen. Das Ende vom Lied war ein Spiel, das abgesehen von der Optik ebenso gut 15 Jahre in der Vergangenheit erscheinen hätte können. Das Werk wurde also mit gemischten Gefühlen wahrgenommen und das spiegelte sich deutlich in der Wertung wieder.

Nun – zwei Jahre später erscheint mit Yooka Laylee and the Impossible Lair ein neues Yooka Laylee Spiel. Doch hat Playtonic Games von den Fehlern der Vergangenheit gelernt? Vorab: Getestet wurde die Nintendo Switch Version. Das sei noch einmal insbesondere deshalb erwähnt, da der Vorgänger zwischen den Plattformen starke Qualitätsschwankungen aufwies. Auch wenn Playtonic Games verspricht, dass solche Probleme klar der Vergangenheit angehören sollen.

Der neue Ableger gehört nun einem neuen Genre an: Man entschied sich im Gegensatz zu einem 3D-Plattformer für einen 2D-Plattformer – Ein gewagter Schritt, bedenkt man, wie gesättigt gerade der Indie-Games Bereich mit 2D-Plattformern ist. Die entscheidende Frage ist: Kann sich Yooka Laylee and the impossible Lair positiv genug abheben, um aus der Masse herauszustechen?

Nicht innovativ, Kreativ oder neu - aber spaßig

Ich behaupte, dass es das tut. Doch das macht Yookla-Laylee keineswegs dadurch, dass es das Rad neu erfinden würde, oder auf besondere Art und Weise kreativ ist. Eher kombiniert es zahlreiche Ideen aus diversen Jump n‘ Run Spielen clever miteinander und beruht sich auf Kernkompetenzen wie eine präzise Steuerung und vielseitige Level, die das A und O eines guten Plattformers darstellen. Das fängt bereits bei Yooka selbst an: Eure Spielfigur kann sich ganz normal horizontal bewegen und springen, doch dazu gesellen sich Elemente wie eine Stampfattacke, die Mario Spielern wohl bekannt sein sollte, als auch eine schnelle Rolle, mit der Yooka in Windeseile durch Level flitzt und sich ähnlich wie Sonic bewegt. Zusätzlich kann Yooka in der Luft den Fall bremsen, elegant schwimmen, an Seilen herabsausen und vieles mehr.

All diese Aktionen fühlen sich dabei stets präzise an – Nie hatte ich den Eindruck, dass meine Eingaben falsch, oder verzögert registriert werden würden. Seltsame Kameraschwenks bleiben erspart, auch wenn Kameraführung aufgrund des Genres generell ein weniger vertretenes Problem ist. Gelehrt wird euch alles in einem Tutorial, dass ich in seiner Form als einzigartig und offen gestanden wirklich gut gelöst erlebt habe. Zu Spielstart landet ihr im „Königlichen Stachelreich“ und prompt zeigt sich ohne zu zögern eurer Antagonist Capital B, der bereits aus dem Vorgänger bekannt ist. Diese gefährliche Biene hat es darauf abgesehen, alle Bienen des Königreichs zu versklaven indem er die Schwarmintelligenz mit einem Gerät unter Kontrolle bringt. Die Story wird dabei nicht wirklich komplexer – Das relevante geschieht am Anfang und ihr bekommt die klare Aufgabe Capital B aufzuhalten. Das ist genretypisch absolut belanglos und dient wirklich nur dazu, so etwas wie eine „Rechtfertigungsstory“ zu generieren. Das Spiel lebt von seinem Gameplay und das fängt wie bereits erwähnt mit einem wirklich guten Tutorial an. Kurz nach Capital Bs Auftritt startet eine Verfolgungstour durch das Level. Erklärungen zur Steuerung sind dabei angenehm kurz gehalten. Dazu präsentiert das Spiel ansehnlich, wie ihr eure Fähigkeiten in Zukunft einzusetzen habt. Ein Feind lauert direkt hinter einer Tür, damit ihr ihn problemlos direkt mit eurer Rolle erledigt, Hindernisse kommen aus heiteren Himmel und nach einiger Zeit erhaltet ihr von der Königin der Bienen einen sogenannten „Bientaillon-Schild“. Das Spiel fährt alle Geschütze aus, die ihr teilweise erst viel später zu Gesicht bekommt. Doch der Bientaillion Schild macht euch für diese Passage unverwundbar. So könnt ihr euch ein erstes Bild davon machen, was alles auf euch zukommt und euch mit komplexeren Mechaniken vertraut machen, während ein angenehmer Spielfluss herrscht, der euch nicht unter Druck setzt, aber euch ebenso wenig langweilt. Schlussendlich nimmt man euch den Schild weg und schickt euch in das letzte Level. Nein, ihr habt euch nicht verhört. Direkt zu Beginn werdet ihr ins kalte Wasser geschmissen und landet im namensgebenden „unmöglichen Versteck“ und es ist tatsächlich das letzte Level des Spiels. Nun ist Yooka Laylee and the Impossible Lair natürlich nicht einfach ein furchtbar kurzes Spiel: Das hier ist vollkommen von den Entwicklern gewollt. Mit großer Wahrscheinlichkeit werdet ihr an diesem Level sofort scheitern und landet daraufhin… auf der Overworld!

Ein bisschen Mario und ein bisschen Sonic

Die Overworld ist dabei eine Art interaktive Hub-World, auf der ihr zahlreiche Level betreten könnt und Rätsel löst um mehr Teile dieser Welt freizuschalten und euch somit Zugang zu mehr Leveln zu verschaffen. Gespielt wird hierbei aus der Dreiviertel-Perspektive bis ihr euch für eine Welt entscheidet und wieder zum klassischen Jump n‘ Run Gameplay wechselt.

Das unmögliche Versteck steht euch aber jederzeit als Spieler offen. Somit liegt es an euch, ob ihr eine große Herausforderung wollt und sofort alles im finalen Level gebt, oder es langsam angehen lässt und euch mit Sammelspaß austobt. Zu Sammeln gibt es nämlich eine ganze Menge. Jeder abgeschlossene Level bietet euch ein Bientallion mit dem ihr einen zusätzlichen Treffer im unmöglichen Versteck aushaltet. Schließt ihr also alles ab, so steckt ihr dort bis zu 48 Treffer ein. In jeder Welt sind zudem fünf T.W.I.T. Münzen versteckt. Diese dienen nicht nur dem Sammeln, sondern werden verwendet, um auf der Overworld neue Gebiete freizuschalten. Die sammelbaren Pagies sind in diesem Spiel mit besonderen Leveln verbunden, die sich auf einem Screen abspielen und Köpfchen erfordern – absolviert ihr sie, wird die Welt wieder ein Stück erweitert.

Darüber hinaus ist die große Ressource des Spiels euer Vorrat an Federn: Sie gibt es überall und sind am ehesten zu vergleichen mit den Münzen in Mario. Sammelt ihr sie, so könnt ihr sie für Hinweise oder Gegenstände investieren und vor allem für Tonikas – ein Feature, dass auch schon im ersten Yooka-Laylee Abenteuer vertreten war.

Pro Level können bis zu 3 Tonikas gewählt werden, die wortwörtlich alles auf den Kopf stellen können. Jedes Tonikum hat einen einzigartigen Effekt – Manche helfen euch als Spieler weiter und vereinfachen Level, andere machen sie sogar schwerer, gewähren euch dafür aber auch mehr Federn und wieder andere dienen nur visuellen Effekten, die ihr natürlich auch kombinieren könnt für kreative Möglichkeiten. Die Vielfalt ist schier grenzenlos und es ist das Alleinstellungsmerkmal von Yooka-Laylee.

Tonics erweitern das Spielerleben

Damit an Kreativität aber nicht genug: Sehr viele Level in Yooka-Laylee können über die Overworld beeinflusst werden und bieten somit 2 Varianten. Friert eine Welt ein und ihr erhaltet eine eiskalte Welt voller Eis-Physik. Lasst einen Sturm wehen und euch erwartet ein Level, bei dem  richtiges Timing beim Überwinden von Strömungen entscheidend ist. Andere Variationen lassen ein Level durchfluten, oder setzen euch einer Verfolgungsjagd durch Monster aus, wodurch viel zeitlicher Druck herrscht. Es ist schön, bekannte Level noch einmal anders zu erleben – Zudem ist auch die Musik in den Leveln speziell angepasst.

Apropos Musik und Sound-Design. Die nervigen Geräusche, die früher durchgehend bei Dialogen ertönten, ertönen nun pro Textbox nur noch drei Mal. Musikalisch ist Yooka Laylee and the impossible Lair mit Grant Kirkhope, der bereits für Bajo Kazooie zuständig war, sowie David Wise, der vorallem für seine Arbeit an Donkey Kong Country bekannt ist, erstklassig besetzt. Euch erwarten viele schöne Tracks, die durchgängig einen cartoonigen Charme verspüren und sich gut in den Fluss des Spiels integrieren. Kenner der Musik dieser Komponisten werden sich sofort heimisch fühlen und vielleicht sogar die ein oder andere einprägsame Melodie mitsummen.

Auch Schwierigkeit kommt nicht zu kurz – Bereits früh gibt es knackige Herausforderungen und wem das nicht reicht, der kann ebenso gut erschwerende Tonikas zuschalten. Wer schwere Plattformer mag, sollte also seinen Spaß mit dem Spiel haben.

Die Wartezeit hat sich gelohnt: Yooka Laylee and the impossible Lair besinnt sich auf klassische Jump n‘ Run Kunst ohne dabei von Nostalgie beeinträchtige Versprechen halten zu wollen. Es wirkt beinahe, als hätte Playtonic Games Yooka-Laylee nun eher eine eigene Identität verliehen, die sich nicht nur auf „Sprititueller Banjo-Kazooie“ Nachfolger beschränkt. Qualitativ macht es einen sauberen Eindruck. Es bietet spaßiges Gameplay und ansprechende Musik, sowie faires Balancing. Darüber hinaus erwartet euch aber auch keine echte Innovation – Es ist ein guter 2D Plattformer, der sich von vielen Spielen inspirieren hat lassen ohne dabei billig zu kopieren. Natürlich erwartet euch keine beeindruckende Story und mit etwa 10-20 Minuten pro Level, falls ihr nicht alle Münzen sammelt ist es auch nicht das längste Spiel, doch das was Playtonic Games liefert ist alles andere als schlecht und zeigt, dass man sich vergangene Kritik zu Herzen nahm. Wer einfach nur einen guten 2D-Plattformer spielen möchte, macht mit dem Spiel wenig verkehrt – Ein Pflichtkauf ist es aber ebenso wenig.

Aus diesem Grund vergeben wir eine Wertung von 75.